© Werner Popp

Skitouren im Großvenedigergebiet, Basis Matreier Tauernhaus vom 23.2.-27.2.2025

Sonntag, 23.2.2025:

Nach Kirchenbesuch, Stimmzettelabgabe (Bundestagswahl) und Mittagessen treffen wir uns um 14h in Holzkirchen zur Abfahrt mit 3 Pkws in Richtung Matreier Tauerhaus, ein weiterer startet in Rosenheim. Die Fahrt über Kufstein, St. Johann, Kitzbühel, Mittersill, durch’s Felber Tauern Tunnel zum Matrei Tauernhaus (MTH), das sich 100 Hm unterhalb des Südausgangs befindet, verläuft problemlos, so daß wir schon um halb fünf ankommen. Nach dem Zimmerbezug (Besonderheit Säumerzimmer) treffen wir uns in der Gaststube zum Abendessen, danach ist eine kurze Vorstellungsrunde, die schnell verläuft, da sich die meisten schon kennen,  und die Vorbesprechung mit dem Programm der nächsten 4 Tage.   

Montag, 24.2.2025:

Als Eingehtour ist die Amertaler Höh (2841m) vorgesehen, die sich östlich vom MTH befindet. Diese unscheinbare Anhöhe gehört eigentlich schon zur Granatspitzgruppe, die passende DAV-Karte hab ich vorsichtshalber dabei (falls die Handies ausfallen). Aufbruch ist um ca. 9Uhr, bei schönstem Wetter. Auf einem Almweg (nur der hat durchgehend Schnee) geht’s rauf zum Tunnelausgang und über diesen in weiten Serpentinen in nordöstlicher Richtung auf ca. 1900m, wo die Route den Weg verläßt und in östlicher Richtung ins freie, offene Gelände führt, angenehm ansteigend. 

Es hat jetzt ausreichend Schnee. Auf ca. 2500m gehen wir nördlich am unscheinbaren Dabersee vorbei und erst jetzt sehen wir unser Ziel in weiter Ferne. Früher war da mal ein Gletscher, das Daberkees. Nach gut vier Stunden erreichen wir unser Ziel, die Anhöhe mit dem improvisierten Gipfelkreuz. Wir sind ganz alleine. Nach einer ausreichenden Brotzeitpause machen wir uns an die Abfahrt, die anfangs bei leichter Nordkomponente sogar noch wenig zerfahrenen Pulverschnee hat. Unter 2500m wird der weich, ist aber anfangs noch gut zu fahren. Wir fahren rechts vom Daberlesbach, der mit abnehmender Höhe immer hör- und sichtbarer wird, aber eine gute Orientierung bietet. Die Schneedecke ist jetzt südseitig nicht mehr durchgehend, man muß sich seine bestmögliche Spur suchen. Nach einem kurzen Waldstück gelangen wir bei ca. 1800m wieder auf den Almweg, den wir vom Aufstieg her kennen und auf diesen runter zum MTH. Leicht erschöpft, aber mit voller Zufriedenheit kommen wir gegen 16h an, wo uns Kaffee, Schokokuchen mit Eiskugel, Sauna und Relaxen bis zum Abendessen erwarten. 

Statistik der heutigen Tour: 

  • Wegstrecke: 17,13km
  • Höhenmeter: 1384m
  • Gehzeit: 7h34min
Dienstag, 25.2.2025:

Heute steht die Weisseneggscharte (2637m) auf dem Programm. Wir schaffen es etwas früher loszugehen, um 8.45h. Auf der schneebedeckten (vermutlich geteerten) Forststraße geht’s Richtung Talende bis Außergschlöss und von dort auf einem Almweg in nördliche Richtung bis ca. 1750m, wo die Route den Weg nach links in einen lockeren Wald verläßt. Leider laufen wir erst an diesem Punkt vorbei, vermutlich weil sich’s auf dem Weg einfacher laufen läßt. Wir bemerken es erst, als dieser aufhört, also wieder zurück. Nach dem Waldstück mit jetzt ausreichendem Schnee gelangen wir über eine Steilpassage in ein breites Hochtal erst in nördliche, dann nordwestliche Richtung, an dessen Ende die Scharte sichtbar wird.

Je näher wir dieser kommen, desto stürmischer wird’s und kalt, Wolkenfetzen erschweren die Sicht. Gegen halb zwei Uhr sind wir oben. Der Wind ist inzwischen so stark, daß hier keiner länger bleiben will. Die Ersten fahren schon wieder ab wie die Letzten ankommen. Schnell abfellen und raus aus der Scharte. 200m tiefer ist es wieder angenehm und die Brotzeit wird ausgepackt. Nochmal 200 m tiefer wird an einem sonnigen, windstillen Platz eine weitere Pause gemacht, bevor das Waldstück durchpflügt und der Almweg erreicht wird. Auch heute haben wir bisher keinen Menschen getroffen.   Die weitere Abfahrt auf Almweg und Fahrstraße ist dann eine leichte Übung. Um halb vier Uhr ist die Tour beendet. Es folgen Kaffee, Marillenkuchen und Relaxen, dann ein reichhaltiges Abendessen zum Füllen der Energiespeicher. Draußen hat es inzwischen zugezogen und angefangen zu schneien, wie angekündigt.

Statistik der heutigen Tour:

  • Wegstrecke: 15,4km
  • Höhenmeter: 1317m
  • Gehzeit: 6h40min

Mittwoch, 26.2.2025:

Es schneit noch leicht, die Berge sind in Wolken gehüllt, im Tal ist es neblig. Wir beschließen Richtung Talende zu laufen mit Option Rote Säule (2994m), falls es unerwartet aufreißen sollte. Vorbei geht’s an Außergschlöss, der Felsenkapelle, Innergschlöss mit Venedigerhaus entlang des Gschlößbaches bis zur Talstation der Materialseilbahn zur Neuen Prager Hütte. Ab hier steigt das Gelände an und wir folgen dem Viltragenbach stromaufwärts. Um weiterzukommen, müssen wir diesen überqueren, was wir auf noch vorhandenen Schneebrücken versuchen und auch schaffen, allerdings mit Wasserberührung, da diese doch nicht so stabil stabil sind wie sie ausschauen. 

Wir gehen auf der orografisch rechten Seite des Baches bis auf knapp über 2000m. Da die Sicht nicht besser wird und uns auch ein zunehmend kalter Wind entgegenbläst, beschließen wir, umzukehren. Es wird umgebaut und abgefahren, bei brauchbaren Schneeverhältnissen. Im Talgrund  müssen wir nochmal den Bach überqueren und zurück geht’s bis nach Innergschlöss, wo wir uns auf Bänken in der ersten Etage von den z.Zt. nicht bewohnten Almhütten niederlassen zur Brotzeit. Auch heute sind wir fast alleine unterwegs. Wir treffen nur eine Person, die die Wetterstation im Talschluß betreut. Die weitere Rückfahrt geht bei leichtem Gefälle fast von alleine, nur ein Gegenanstieg ist zu bewältigen. Um ca. 15 Uhr sind wir zurück am MTH, nach ca. 15km Wegstrecke und 500 Hm auf einer ruhigen, eher meditativ-besinnlichen Skiwanderung in grauer Gebirgslandschaft. Wir wissen jetzt zumindest, wo es raufgeht zur Neuen Prager Hütte, falls mal der Großvenediger hergehen sollte.

Statistik der heutigen Tour:

  • Wegstrecke: 15,7km
  • Höhenmeter: 552m
  • Gehzeit: 6h1min

Donnerstag, 27.2.2025:

Das Wetter zeigt sich heute wieder von der besten Seite und somit steht einer anspruchsvollen Abschlußtour nichts im Weg. Für diese ist der Hochgasser (2922m) vorgesehen. Nach Zimmer räumen und bezahlen starten wir um ca. 9 Uhr. Auf dem uns vom Montag schon bekannten Almweg geht’s über den Tunnelausgang rauf auf ca. 2000m und von da in nordöstlicher Richtung ins Gelände. Diesmal sind wir nicht alleine, denn es gibt einen netten Menschen, der frisch gespurt hat. Vorbei geht’s an Fragmenten einer Seilbahnstation rauf zum Grünsee (2245m), den wir westlich umgehen. Weiter führt die Route entlang des Wanderwegs 502, von dem ab und zu Markierungen/Tafeln aus dem Schnee rausschauen, zum Schwarzsee (2344m) und dann Grausee (2500m).

Inzwischen ist unser Ziel sichtbar, jedoch noch nicht das Gipfelkreuz, sondern nur eine Mobilfunkantenne, wie sich später herausstellt. Rechts am Grausee vorbei geht’s direkt zum Gipfel, den wir um ca. halb zwei Uhr erreichen. Wir sind alleine auf dem Gipfel, herrlicher Rundumblick, u.a. auf Großvenediger im Westen und Großglockner im Südosten, beide relativ nah. Nach einer kurzen Brotzeit und Skiumbau machen wir uns an die Abfahrt. Durch die Neuschneeauflage vom Vortag haben wir fast traumhafte Verhältnisse und jeder kann sich seine eigene Spur reinlegen. So gelangen wir wieder auf den Almweg.

Leider stürzt einer aus der Gruppe bei der Abfahrt auf diesem so unglücklich, daß er sich an der Schulter verletzt und nicht mehr selber weiterfahren kann (10 min vor dem Ende der Tour). Wir rufen die Bergwacht, die nach ca. 20 min mit einem Hubschrauber (MD520N) angeflogen kommt und vor uns auf dem Weg landet. Der Verunfallte wird eingeladen und ins 40km entfernte Krankenhaus von Lienz geflogen zur weiteren ärztlichen Behandlung. Wir fahren inzwischen runter zum MTH, machen uns fertig zur Rückreise und warten auf Nachricht aus Lienz. Nach ca. einer Stunde ruft uns der Verunfallte selbst an, daß er sich beim Sturz das rechte Schultergelenk ausgekugelt hat und dieses im KH problemlos wieder eingerenkt werden konnte. Er wartet auf uns zur Abholung. Allgemeine Erleichterung bei uns, Glück im Unglück. Ein Auto wird nach Lienz geschickt, während die anderen sich schon mal auf die Heimreise machen. Um 21h sind wieder alle zuhause, diesmal um die Erkenntnis reicher, daß auch uns mal was passieren kann, auch noch 10 min vor dem Ende einer Tour.

Statistik der heutigen Tour:

  • Wegstrecke: 16,7km
  • Höhenmeter: 1457m
  • Gehzeit: 6h14min

Ich hoffe, daß die meisten von uns diese 5 Tage in den Hohen Tauern trotzdem in guter Erinnerung behalten werden und bin froh, daß nicht noch mehr passiert ist angesichts der Steine, die am Unfallort herumlagen. Dies ist das erste Mal, daß auf einer meiner Skitouren für die Sektion etwas passiert ist und somit auch für mich eine neue Erfahrung trotz aller Fortbildungen in Notfallmanagement und Erster Hilfe.  

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern (m+w), dass sie so super mitgemacht haben, keiner ausfällig wurde und alle harmonisch miteinander ausgekommen sind. Euch nehme ich gerne wieder mit.     

Otterfing, 16.3.2025

Werner   Popp