Bei einer Vorbesprechung im Mai wurden der Kursablauf, erste theoretische Inhalte und die Ausrüstung durchgegangen. Alles, was neben der klassischen Wanderausrüstung zusätzlich benötigt wird, kann übrigens bei der Sektion ausgeliehen werden.
Am 24. Juni war es dann endlich soweit:
Um 6 Uhr morgens starteten wir vom Bahnhof Otterfing in Richtung Stubaital, wobei die Uhrzeit für Hochtourengeher*innen eher einem Ausschlafen gleichkommt. Von Neustift im Stubai zweigten wir zunächst ins Oberbergtal ab und fuhren bis zum Parkplatz an der Oberissalm. Von hier gingen wir zu Fuß in ca. 1,5 h hinauf zur Franz-Senn-Hütte auf 2147 m. Noch am Vormittag begannen wir mit den ersten Übungen in Hüttennähe. Die Franz-Senn-Hütte bietet ideales Trainingsgelände gleich vor der Haustür.
Am ersten Tag wurden Knoten gelehrt (es sind gar nicht so viele), das Begehen eines Geländerseiles und Fixseiles geübt, Spaltenbergung per Mannschaftszug und die Selbstrettung aus der Spalte trainiert und am Abend die Tourenplanung für den nächsten Tag besprochen.
Am Samstag stand dann die Hochtour auf die Innere Sommerwand auf dem Programm. Hier konnten die Teilnehmer*innen das Gelernte gleich anwenden, aber auch neue Themen wurden auf der Tour behandelt, wie z.B.
- die Orientierung im weglosen Gelände
- das Gehen mit Steigeisen
- Fixpunkte im Eis und Firn (Eisschrauben und T-Anker)
- sowie Rutsch- und Bremsübungen im Firn.
Auch die Umweltthemen wie der Rückgang der Gletscher und die damit verbunden Gefahren, wie z.B. Steinschlag wurden uns von der Natur eindrucksvoll demonstriert (alle Teilnehmer*innen kamen unbeschadet wieder zurück). Durch die geringen Niederschläge, Sahara-Staub und die hohen Temperaturen in diesem Jahr waren die Gletscher bereits im Juni fast komplett ausgeapert, was auch Einfluss auf den Kurs hatte. So traten Inhalte im Eis mehr in den Vordergrund als Inhalte im Firn. Genau das macht Hochtourengehen eben auch aus, kein Jahr ist wie das andere, und die Bedingungen entscheiden maßgeblich über die Schwierigkeit der Tour mit. Die Entscheidungen müssen immer der Situation und den Bedingungen angepasst werden. Nach einem langen Ausbildungstag war es schön, auf einer Hütte wie der Franz-Senn zu sein, die kulinarisch einiges zu bieten hat.
Am Sonntag standen dann noch die Spaltenbergung mit der losen Rolle, das Gehen in der Gletscherseilschaft sowie das Ablassen über eine Steilstufe auf dem Programm. Nachmittags gab es die Abschlussbesprechung bei Kaffee und Kuchen - natürlich bei bestem Wetter - auf der Hüttenterrasse. Anschließend traten wir, mit vielen Eindrücken mehr im Gepäck, dann schon wieder den Hüttenabstieg an. Wir hatten alle eine Menge Spaß, haben viel gelernt und ich denke, jeder*jede konnte für sich viel mitnehmen. Was wohl gleichermaßen für Teilnehmer*innen wie Trainer gilt.
Peter und ich freuen uns schon auf den nächsten spannenden Grundkurs Gletscher mit euch!
Sebastian Simi