© Anke Lehmann

Lienzer Dolomiten (11. - 14.7.2025)

Auf einsamen steilen Steigen durch die Lienzer Dolomiten

18.07.2025

Am Freitagmorgen um 6:00 Uhr starten wir bei Regen in Holzkirchen und fahren nach Nikolsdorf bei Lienz. Dieses Mal sind wir eine wirklich große Gruppe mit 14 Personen. Wir haben uns die Durchquerung der Lienzer Dolomiten vorgenommen samt Klettersteigbegehungen an der Karlsbader Hütte.

 

Am Ausgangspunkt, also am kleinen Bahnhof von Nikolsdorf (641 m), parken wir unsere Autos für 4 Tage und machen uns bei leichter Bewölkung auf den Weg. Der Zabarot-Leiternsteig, der zu unserem 1. Ziel - dem Hochstadelhaus - führt, ist von Beginn an sehr steil und immer wieder seilversichert, mitunter auch etwas exponiert. Nach ca. 3 Stunden Gehzeit tritt man aus dem Wald heraus und folgt einem Steig für weitere ca. 30 Minuten zur Hütte auf 1.780 m. Der Himmel ist nun wolkenverhangen und kaum treffen die Ersten auf der Hütte ein, beginnt es auch schon zu regnen. Wir verbringen einen sehr gemütlichen Abend auf dem Hochstadelhaus bei Heidi und Udo, denn wir haben die Hütte ganz für uns allein und werden wunderbar von den beiden verwöhnt. Nachts verteilen wir uns auf die Zimmer und Lager und haben reichlich Platz.

Am 2. Tag liegt eine längere Wegstrecke über viele „Törls“ vor uns. Ziel ist die Karlsbader Hütte (2.261 m) am Laserzsee, die für die dortigen Klettersteige bekannt ist. Wir teilen uns auf: Eine kleine Gruppe steigt über den Gipfel des Hochstadels (2.680 m), die anderen nehmen direkt unterhalb des Hochstadels den Dreitörlweg zur Hütte, reine Gehzeit ca. 5,5h ohne Gipfel. Wir brechen rechtzeitig auf, da der Wetterbericht Gewitter und Regen vorhergesagt hat, um am frühen Nachmittag auf der Karlsbader Hütte zu sein. Im ständigen Auf und Ab geht es durch das zerklüftete Felsenreich der Lienzer Dolomiten, steile Törls, also Scharten, hinauf und hinunter. Als wir am letzten Törl dieser Etappe ankommen, also am Laserztörl, blicken wir hinunter auf Hütte und See. Hier herrscht dann ein anderes Regiment. Verwöhnt von der Herzlichkeit von Heidi und Udo müssen wir uns auf einen großen Betrieb umstellen, alles ist straff durchorganisiert, was bei der Größe des Hauses auch nötig ist. Überall tummeln sich Klettersteig-Aspiranten und Kletterer. Nach dem guten Abendessen machen wir noch eine stimmungsvolle Runde um den Laserzsee und sitzen anschließend in fröhlicher Runde zusammen.

Der 3. Tag unserer Mehrtagestour war ursprünglich vorgesehen für die Begehung der unterschiedlichen Klettersteige, wobei wir uns auch wieder in Gruppen aufteilen wollten. Wiederum ist das Wetter aber eher schlecht vorhergesagt mit Gewittern, die bereits mittags aufziehen sollen. Und so macht sich eine kleine Gruppe auf, um einige der umliegenden Gipfel zu besteigen, immer mit der Option, umdrehen zu können. Denn das Wetter ist einfach leider zu instabil, um sich die Klettersteige vorzunehmen. Die anderen legen bei dieser Wettervorhersage eher einen Pausentag ein und steigen – bei Sonne, man glaubt es kaum – zur Dolomitenhütte ab, also ca. 600 Höhenmeter. Hier genießen dann alle das Panorama auf der Terrasse, bevor wieder hinaufgestiegen wird zur Karlsbader Hütte, wo wir auch die dritte Nacht verbringen. Am Ende hält das Wetter viel besser als angesagt, da wäre dann doch der Panorama-Klettersteig mit ca. 3 Stunden Kletterzeit möglich gewesen.

Am 4. Tag nehmen wir um 5:45 Uhr ein Thermofrühstück ein, um rechtzeitig starten zu können für unseren letzten Teil der Durchquerung dieses schroffen Gebirges, denn ab 14:00 Uhr soll es abermals gewittern. Wieder teilen wir uns auf: Eine Gruppe nimmt am Kerschbaumer Törl früh am Morgen noch die Kleine Gamswiesenspitze (2.454 m) über den Madonnen-Klettersteig mit, während die anderen sich direkt auf den Weg machen. Einsam ist es auf unserer Tour über die wilden Steige der Lienzer Dolomiten. An den drei Tagen der Durchquerung sind uns sage und schreibe 4 Menschen begegnet. Wir genießen den frühen Morgen: Endlich scheint die Sonne, der Himmel wolkenlos. Nach 1,5 Stunden gelangt die „Wandergruppe“ zur Kerschbaumer Alm, wo es ein 2. Frühstück mit selbst gemachtem Kuchen gibt - morgens um 8:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. Wir sind einfach nur happy! Der Weg hierher ist sehr abwechslungsreich, zuletzt durch Lärchenwald und Alpenrosen zur wunderschönen Alm mit herzlichen Wirtsleuten. Nach der Stärkung dann wieder hinauf auf die Törls und immer sehr steil hinunter, es bleibt spannend und wir genießen die letzte Etappe in vollen Zügen, von der Szenerie sind wir wirklich alle sehr beeindruckt. Mittlerweile hat sich das „Bergteam“ dann wieder zusammengefunden, um die letzte Strecke gemeinsam zu gehen. Im Abstieg sind es ca. 2.100 HM, im Aufstieg ca. 700 HM. Nach ca. 6 Stunden reiner Gehzeit gelangen wir zum Endpunkt unserer Durchquerung, zur Luggauer Brücke. Von hier nehmen wir den Bus nach Lienz zum Bahnhof, wo wir in den Zug umsteigen und in kurzer Zeit wieder an unserem Ausgangspunkt ankommen. Wir steigen in die Autos ein… und es beginnt zu schütten, der Himmel ganz schwarz… aber wir sind glücklich über unsere wunderschönen gemeinsamen Tage in dieser wilden Bergwelt.

Anke & das Bergteam